Wie lange sollte man einen Hund alleine lassen? Kann ein Hund einfach so alleinbleiben? Was ist zu beachten? Wie macht man das alleine Sein für den Hund erträglich? Wollen wir hier auf mehrfache Bitten, diskutieren.
Wenn wir hören, dass Hunde, manchmal sogar ein Welpe teilweise bis zu acht Stunden am Tag alleine sind, können wir es oft nicht glauben. Im Gespräch wird dann schnell klar, dass den Haltern oft nicht bewusst ist, was das für einen Hund bedeutet und woher diese „Trennungsängste“ kommen.
Ein Hund ist ein „obligat Soziales“ Tier
Hunde sind Gruppentiere. Sie können nicht anders als zu sozialisieren. In der Gruppe fühlen sie sich sicher denn das Gruppenmiteinander dient dem Überleben – aus Hundesicht. Daher ist es aus Hundesicht nicht normal, von seiner Gruppe getrennt zu sein. Das „Rudel“, also der soziale Verbund, sind in diesem fall die Menschen. Damit sind wir beim ersten Punkt: Ein Hund muss lernen, alleine zu bleiben. Er muss lernen, darauf zu vertrauen, dass seine Menschen zurück kommen. Wenn man das einem Hund nicht beibringt, kommt es in vielen Fällen zu Problemen.
Der Hund als Zerstörer
Viele Hundehalter kennen folgendes Bild, wenn sie nach Hause kommen: Ein völlig aufgelöster Hund der laut bellt und jault, weil seine Menschen endlich wieder da sind. Auf den zweiten Blick, überall verteilte, in Kleinstteile gerissene Taschentücher, zerbissene Schuhe und Klamotten. Das sind meist die Hunde mit Verlustängsten. Sie verteilen Dinge in der Wohnung, an denen der Menschengeruch haftet. Der damit in der ganzen Wohnung verteilte Duft, gibt den Hunden Sicherheit. Ein Hund jault und bellt auch gern stundenlang und möchte so seine Sozialpartner zusammenrufen.
Natürlich gibt es auch Hunde, die die Wohnungseinrichtung auseinander nehmen und wirklich wüten. Hier kann man von Kontrollverlust und daraus entstandenem Frust sprechen. In Beiden Fällen haben die Hunde nicht wirklich gelernt, dass alleinbleiben in Ordnung ist. Um heraus zu finden, ob es um eine Verlustangst oder um einen Kontrollverlust geht, sollten sie einen fachkundigen Trainer hinzu ziehen. Die Hundeerziehung bei diesen Hunden sieht in beiden Fällen ganz unterschiedlich aus.
Wie viel Stunden darf man einen Hund alleine lassen?
Im besten Fall ist der Hund natürlich nicht allein und darf seine Herrchen so oft es geht begleiten. Grundsätzlich finden wir es in Ordnung wenn der Hund vier bis max. fünf Stunden allein ist. Wichtig ist es aber, dass der Hund vor dem alleinbleiben ausgiebig raus durfte. Beschäftigt euren Hund mit Kopfarbeit, wie Futtersuchspielen oder ähnlichen. Denn ist der Hund ausgelastet, ist er entspannter, wenn er alleine ist.
Einen Hund acht Stunden alleine zu lassen und das auch noch regelmäßig, ist unserer Meinung nach Tierquälerei. Absolut unzumutbar und es widerspricht dem hündischen Dasein in jeglicher Hinsicht! Hier sollte ernsthaft überlegt werden, ob man einen Gassiservice engagiert oder den Hund in Hände gibt, die ihm gerecht werden können.
Verabschiedungsritual und Begrüßung
Umso weniger Aufhebens um das „allein bleiben“ gemacht wird, umso besser für den Hund. Das gilt für das Weggehen und ebenso für das Zurückkommen. Gerade wenn wir Menschen zurückkommen finden wir es super, wenn uns der Hund freudig begrüßt. Doch umso mehr Tamtam wir veranstalten, umso höher ist die Erwartungshaltung des Hundes in der Zeit in der er allein ist. Der Hund ist stundenlang in einer hohen Erwartung, denn er darf hoffentlich schon bald Herrchen und Frauchen begrüßen. Sie können sich sicher vorstellen, dass dieser Zustand der pure Stress für den Hund ist.
So machen Sie Ihrem Hund das „allein bleiben“ so einfach wie möglich: Gehen Sie aus dem Haus mit einem einfachen „bis später“. Wenn Sie nach Hause kommen, sagen Sie kurz „Hallo“ und ignorieren ihn dann solange, bis er sich irgendwann ablegt und wirklich entspannt. Das wird anfangs etwas länger dauern, wir versprechen Ihnen aber aus eigener Erfahrung, dass es schnell besser wird und Ihr Hund merklich entspannter ist und weniger Trennungsängste hat. So geben Sie Ihrem Hund die Chance, sich ans Alleinbleiben zu gewöhnen und seine Trennungsangst zu überwinden.
p.s.: Ignorieren bedeutet: Nicht anfassen! Nicht ansprechen! Nicht anschauen!
Wenn Sie mehr wissen möchten, können Sie uns gern unter info[at]diehundeversteher.de anschreiben. Eure Bea und Euer Massimo